Es gibt einen außerordentlich interessanten Zusammenhang zwischen unseren Gefühlen und unserer Körpersprache. In der allgemeinen Wahrnehmung kommt dieser Zusammenhang üblicherweise nur in EINER Richtung vor: Ein bestimmtes Gefühl hat ganz konkrete Auswirkungen auf unser sichtbares Verhalten. Z.B. wenn wir etwas Lustiges sehen oder hören, müssen wir unwillkürlich lachen. Oder ein etwas subtileres Beispiel: wenn wir uns sicher und entspannt fühlen, sitzen wir breiter auf einem Stuhl oder Sofa, als wenn wir angespannt und unsicher sind. Soweit nichts neues - worüber allerdings die wenigsten Menschen nachdenken, ist die umgekehrte Richtung: wenn wir bewusst lachen (auch wenn es dafür keinen Grund zu geben scheint), erzeugen wir augenblicklich ein positives Gefühl in uns. Natürlich in abgeschwächter Form, es handelt sich in dieser Richtung nicht um eine 1:1 Relation. Aber der Effekt ist spürbar, und wenn du es noch nie ausprobiert hast, empfehle ich dir, es jetzt einmal zu versuchen: lache ganz bewusst und spüre wie es sich automatisch ein wenig auf deine Stimmung auswirkt. Falls es dir gerade etwas albern vorkommt, kann ich dich beruhigen: das ist ganz normal - probiere es trotzdem.
Ähnliches gilt für die Körperhaltung: wer sich stark und sicher fühlt, sitzt breitbeinig auf seinem Stuhl, lehnt sich zurück und legt womöglich noch einen oder sogar beide Arme auf die Rückenlehnen der Nachbar-Stühle (falls vorhanden). Es ist in Studien nachgewiesen worden, dass auch hier die umgekehrte Richtung funktioniert (wenn auch wieder abgeschwächt). Man hat vor einem simulierten Bewerbungsgespräch die Bewerber aufgefordert, im Wartebereich eine besonders selbstbewusste Pose einzunehmen. Eine Kontrollgruppe hat man zusätzlich noch gebeten, sich auch im Gespräch bewusst entspannt und selbstsicher auf ihren Stuhl zu setzen. In der Tendenz fühlten sich beide Gruppen im Gespräch souveräner (bei der zweiten Gruppe gehäuft) und schätzten das Ergebnis auch positiver ein. Eine dritte Gruppe ohne Verhaltensempfehlungen fühlte sich tendenziell unsicherer, sowohl im Gespräch als auch bezogen auf den möglichen Erfolg.
Auch ohne große Herausforderung hinter der Tür ist es eine sinnvolle Übung vor jedem Betreten eines Raumes kurz auf die Signale zu achten, die man sendet. Dazu gehört auch die Mimik, die oft unbemerkt eine angespannte oder gar unfreundliche Wirkung entfaltet, ohne dass wir es merken. Gestresst zu sein, ist im oft hektischen Alltag nicht ungewöhnlich, aber die Menschen, denen du begegnest, beziehen dieses Signal möglicherweise auf sich und das wäre ein ungünstiger Einstieg in die Kommunikation. Entspanne vor der Begegnung ganz bewusst deine Gesichtsmuskulatur und setze ein freundliches Lächeln auf. Es sollte natürlich nicht künstlich wirken - das erreichst du, indem du dich ehrlich darauf freust, ein gutes Gefühl auszustrahlen, und auf die Resonanz gespannt bist. Sollte sie ausbleiben, mach dir nichts daraus - immerhin fühlst du dich gut dabei und das ist definitiv ein Erfolg.
Die dritte Art, auf dein Unterbewusstsein zuzugreifen, ist dein Gang. Wenn er nicht durch äußere Umstände beeinflusst wird, kannst du an ihm ablesen, wie selbstbewusst du dich gerade fühlst. Wer keinen sicheren Boden unter den Füßen hat, macht unwillkürlich kleinere Schritte - quasi um einem Ausrutschen bzw. Sturz vorzubeugen. Achte also bei der nächsten Gelegenheit darauf, wie du dich auf ganz normalem Untergrund bewegst. Beobachtest du tendenziell kleinere Schritte als nötig wären, hat dein kleines unsicheres Ich die unbewusste Kontrolle über deinen Gang. Reduzierst du bewusst die Schrittfrequenz, wirkst du nicht nur nach außen souveräner, sondern auch nach innen: augenblicklich fühlst du dich sicherer und entspannter. Überprüfe dich selbst so oft wie möglich und steuere dagegen, wenn deine Schritte wieder kleiner werden. Nutze außerdem deine Beobachtung, um in dich hineinzuspüren. Eine tiefe innere Unsicherheit kannst du dadurch an die Oberfläche holen und rational hinterfragen. Spukt dir noch ein unangenehmes Erlebnis im Kopf herum oder bist du durch eine bevorstehende Aufgabe beunruhigt? Verändere deinen Schritt und deine Wahrnehmung verändert sich automatisch ein Stück weit mit.
Ein weiteres Merkmal für eine vorhandene oder fehlende innere Harmonie ist die Stimme. Nur wenn du wirklich entspannt bist und dich sicher fühlst, ist deine Stimmlage auf dem Wohlfühl-Niveau. Bei Anspannung, Stress oder Unsicherheit sprichst du "gepresst", d.h. die Atemluft fliesst schneller an den Stimmbändern vorbei und die Stimme klingt deutlich höher. Auch hier kannst du über ein physisches Merkmal Einfluss auf deine Stimmung nehmen. Wie du dir schon denken kannst, ist die Wirkung in dieser Richtung wieder abgeschwächt, aber deutlich spürbar und zusätzlich wirst du möglicherweise durch den geänderten Fokus sogar aus der momentanen Anspannung herausgelöst - denn die Stimmlage bewusst eine Oktave tiefer zu legen, verlangt eine gewisse Konzentration. Die primäre Herausforderung ist allerdings natürlich eine andere, nämlich in einer angespannten Situation an deine Stimmlage zu denken. Übung im Alltag hilft auch hier, z.B. mit Notiz-Zetteln an verschiedenen Stellen (Kühlschrank, Badezimmerspiegel, etc.), die dich mehrmals täglich daran erinnern, die Stimme bewusst abzusenken und den erstaunlichen Effekt zu beobachten, wie du dich unmittelbar souveräner fühlst.
Und dann gibt es da noch eine Körperfunktion, die in der Wechselwirkung mit dem Unterbewusstsein ganz deutlich herausragt. Sie ist permanent aktiv und wird normalerweise komplett durch unbewusste Vorgänge gesteuert. Das Bewusstsein kann aber jederzeit übernehmen und eine Rückkopplung auf das Unterbewusstsein erreichen: die Rede ist von der Atmung. Schon ein einziger bewusst ausgeübter tiefer Atemzug kann eine beruhigende Wirkung entfalten. Biathleten reduzieren durch bewusstes Atmen vor einer Schießübung ihren Puls und die Aufregung der Wettkampfsituation. Beim autogenen Training bzw. in der Meditation ist die Atmung ein ganz wichtiger Aspekt zur positiven Stimulation der unbewussten Gefühle. Ich kann dir nur wärmstens ans Herz legen, so oft wie möglich - aber vor allem in stressigen Situationen - ganz bewusst die Kontrolle über deine Atmung zu übernehmen und mit langsamen, tiefen Atemzügen eine sofortige Wirkung zu erzielen.
Eine innere Haltung kann sich über die "normale" Körpersprache hinaus auch in deutlichen Fehlhaltungen oder gar -stellungen niederschlagen. Ein krummer Rücken oder hängende Schultern sind häufig bei Menschen zu beobachten, die sich klein und schwach fühlen und am liebsten unsichtbar wären, anstatt selbstbewusst mit breitem Kreuz durchs Leben zu gehen. Eine andere Variante sind ständig leicht hochgezogene Schultern - quasi um immer auf einen Schlag in den Nacken vorbereitet zu sein. Schon allein aus gesundheitlichen Gründen sollte hier gegengesteuert werden - ein angenehmer Nebeneffekt ist dann wieder die umgekehrte Wirkung auf die innere Einstellung. Mache es dir zur Gewohnheit, wann immer es dir gerade auffällt, ganz bewusst deine Körperhaltung zu korrigieren, also Bauch 'rein - Brust 'raus - Rücken gerade - Schultern lockern. Wichtig dabei: nicht verkrampfen, sonst ersetzt du ein Übel mit einem anderen. Zusätzlich kann mit gezieltem Fitness-Training die Muskulatur an den Schwachstellen gestärkt werden, um langfristig eine verbesserte Körperhaltung zu erreichen. Eine ausführliche und begleitende Beratung durch geschultes Fachpersonal ist dringend zu empfehlen, bei schwerwiegenden Fehlstellungen natürlich auch unbedingt durch einen Orthopäden. Die Wirkung auf dein mentales Wohlbefinden setzt sofort ein - weil du spürst, dass du etwas für dich und deine Lebensqualität tust.
Die häuftigste Form der "Fehlbildung" sind übrigens die berühmten Fettpölsterchen, gegen die nicht grundsätzlich etwas zu sagen wäre. Problematisch sind sie allerdings, wenn sie entweder überhand nehmen und eine gesundheitliche Beeinträchtigung nach sich ziehen oder wenn ihr Besitzer sich unwohl fühlt und vergeblich versucht, sie loszuwerden. Nicht ungewöhnlich ist natürlich eine Kombination aus beidem - auch wenn häufig eine Haltung nach außen aufrecht erhalten wird, die in Etwa lautet: "Ich fühle mich wohl, so wie ich bin." Dabei handelt es sich um ein Paradox, das wir wieder einmal dem evolutionär entwickelten Selbstschutz-Mechanismus unserer Psyche zu verdanken haben. Wir erinnern uns: das kleine unsichere Ich fühlt sich zwar schwach, will aber unbedingt stark sein. Und so lernt es schon früh, dass simulierte Stärke für die Außenwelt genauso gut funktionieren kann wie echte Stärke. Sogar das eigene Bewusstsein nimmt dieses scheinbare Selbstvertrauen dankbar an und übernimmt es in die Eigenwahrnehmung. Dann verbündet es sich noch mit dem inneren Schweinehund und das Wunschgewicht bleibt ein ferner Traum.
Die Lösung für dieses Problem ist wieder leicht - aber nicht einfach. Die Erkenntnisse aus dem Abschnitt über "die schnelle Belohnung" helfen uns hier weiter. Erhebe deine regelmässige sportliche Betätigung zu einem Prinzip und lasse dich nicht von deinen Impulsen leiten, die beim Erfinden von Ausreden sehr kreativ werden können. Gleiches muss für die Ernährung gelten: feste Regeln und Prinzipien, die sehr bewusst definiert werden - und zwar nicht in Bezug auf das Ergebnis, sondern auf den Weg dahin. D.h. dir muss jeden Tag den ganzen Tag das Thema "gesunde Ernährung" präsent sein. Weder deine Gefühle/Impulse noch dein Umfeld dürfen daran rütteln. Ausnahmen durch besondere Anlässe sind natürlich möglich, aber grundsätzlich muss dir eines klar sein: die Antwort auf die Frage nach dem Erreichen und Halten des Wunschgewichts lautet "lebenslange Diät". Das Geheimnis liegt also darin, die langfristige Belohnung in deinem Bewusstsein präsenter zu halten als die immer wieder aufbegehrenden Impulse deines Unterbewusstseins, das dir soviel Disziplin und mentale Stärke nicht zutraut.