Zur Auflockerung starten wir mit einer kleinen praktischen Übung. Wähle bitte auf einer Skala von 0 - 10, ob du der folgenden Aussage zustimmst:
Die Übung zeigt dir, wo der Weg hinführt und wo du gerade stehst. Wie sehr du kränkbar bist, wenn du einen Spiegel vorgehalten bekommst, gibt Aufschluss darüber, ob du dich von deinem kleinen Ich (Voodoo-Dämon/Alien-Parasit) lösen kannst. Und das kann man tatsächlich trainieren. Wenn du mal eine Sportart erlernt hast, weißt du, dass man Bewegungsabläufe durch langsames, bewusstes Wiederholen in das Unterbewusstsein "einimpfen" kann. Später muss man dann nicht mehr darüber nachdenken, sondern ruft die richtige Bewegung intuitiv ab. Damit sorgte die Evolution dafür, dass wir in einer hektischen Jagdsituation das Mammut mit dem Speer auch wirklich treffen, nämlich weil wir es vorher in ruhiger Umgebung ohne Adrenalin im Blut immer wieder trainiert haben. Das gleiche Prinzip steckt hinter dem Weg zum inneren Frieden. Wenn wir uns in ruhigen Situationen immer wieder bewusst machen, dass die in unserem Unterbewusstsein angelegten Denkmuster nicht die Kontrolle übernehmen sollten, wird das in zunehmendem Maße auch in den stressigen Situationen gelingen, die üblicherweise sonst gerne Wut, Ärger oder Scham in uns erzeugen - oder Angst.
Da es am Anfang des Trainings nicht gelingen wird, die impulsiven Gefühlsaufwallungen im Zaum zu halten, können wir mit den modernen Methoden der Videoanalyse arbeiten. Nachdem die kritische Szene (und unser kleines aufgeregtes Ich) sich wieder beruhigt haben, lassen wir die Situation noch einmal vor unserem geistigen Auge ablaufen. Dabei ist es wichtig, in die Rolle eines möglichst neutralen Beobachters zu schlüpfen, denn so kannst du dein eigenes Verhalten kritisch beleuchten. Überlege ganz sachlich, an welcher Stelle du dich von deinen Gefühlen hast leiten lassen, und ob etwas mehr Distanz das Ganze nicht in einem anderen Licht erscheinen lässt. Du kannst auch eine Person deines Vertrauens bitten, die Situation zu beurteilen, nachdem du sie möglichst sachlich und neutral geschildert hast. Beobachte dabei auch sehr genau, wie du doch wieder unbewusst versuchst, deine gefühlsbetonte Sichtweise in deine Schilderung mit einfliessen zu lassen. Die beste Reaktion darauf ist übrigens nicht Ärger über dich selbst, sondern ein wissendes Schmunzeln über das kleine unsichere Ich, das doch unbedingt hören will: "Du hast recht!"
Wenn du das eine Weile trainiert und dich schon ein wenig von diesem kleinen unreifen Wesen in dir distanziert hast, kannst du einen Schritt weiter gehen und dich von hinten (zeitlich betrachtet) an diese kritischen Situationen heranschleichen, in denen deine Gefühle die Kontrolle übernehmen. D.h. versuche schon kurz nach dem Ärger, dich in eine neutrale Beobachter-Position zu begeben, dann unmittelbar danach, und schliesslich wird es dir gelingen, IN DER SITUATION aus deiner Rolle herauszutreten. Auch hierbei darfst du dir gerne von einer Person deines Vertrauens helfen lassen. Wenn ihr in einem ruhigen Moment vereinbart, dass er/sie dich darauf hinweist, wenn du mal wieder offensichtlich von deinen unbewussten Gefühlen kontrolliert wirst (z.B. im Strassenverkehr oder beim Fußball schauen), kann das die Entwicklung beschleunigen. Wenn du deine Reaktion auf die Situation (oder auf einen andern Menschen) unterbrichst, und über deine unnötigen negativen Gefühle schmunzelst, hast du es geschafft!